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Schimmelpilze - ein unterschätztes gesundheitliches Risiko  

Vielen Menschen ist nicht bewusst, welchen gesundheitlichen Risiken und Krankheiten sie sich in einem mangelhaft oder sanierungsbedürftigem Gebäude aussetzen. Schimmelpilze können je nach Art toxisch, hormonell, antibiotisch, infektiös bzw. allergen auf den Menschen wirken.

Voraussetzung für die Vermehrung von Schimmelpilzen ist Feuchtigkeit

Die Sporen, die überall in der Luft, Oberfläche etc. vorkommen, beginnen bei einem pH-Wert zwischen 2 - 12 und ausreichendem Feuchte zu keimen.


Liegt die Luftfeuchte längere Zeit über 70 %, setzt unweigerlich Schimmelwachstum ein. Das feuchte Oberflächenklima entsteht sobald die Oberflächentemperaturen der Bauteile um mehr als 7°K gegenüber der Raumluft abgesenkt werden. (Bei höheren Temperaturdifferenzen besteht  zusätzlich Gefahr, dass sich Tauwasser auf der Bauteiloberfläche bildet.)


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Ist die Keimung erst einmal erfolgt, vermehrt sich Schimmel bei minimalen Nährstoffangeboten, da Schimmelpilze die meisten organischen Stoffe zersetzen und die Sporen auch Wasser direkt aus der Luft aufnehmen können.



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Schimmelpilz erkennen

Dunkle und unansehnliche Flecken, Stockflecken ... normalerweise erkennt man Schimmelpilz mit bloßem Auge.


Schimmelpilz entsteht aber auch an Stellen, die nicht so einfach einsehbar sind, etwa hinter Möbelstücken oder Fußbodenleisten. Der verdeckte Schimmelpilz ist aber genauso gefährlich wie der offen sichtbare, da er auch Sporen an die Raumluft abgibt.


Wenn Sie unsicher sind, ob Sie Schimmelpilzbefall in den Räumen haben, sollten Sie die Raumluft auf Pilzsporen untersuchen lassen. Bei dieser Messung wird die Häufigkeit des Vorkommens analysiert und Schädlichkeit der vorkommenden Arten festgestellt werden.


Danach können gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Die Beseitigung der Feuchtigkeitsquellen spielt dabei eine zentrale Rolle.


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Schimmel beseitigen

Natürlich muss Schimmel beseitigt werden, aber das Entfernen des Pilzes allein reicht nicht aus.
Denn mit der chemischen Schimmelbekämpfung wird häufig nur der biologische Schadstoff mit dem chemischen ersetzt.
Wichtig ist es an der Ursache des Schimmelbefalls anzusetzen: der Feuchtigkeit.
Die Feuchtigkeitserscheinung am oder im Bauteil und die Schimmelfolgen müssen ganzheitlich betrachtet und behoben werden.
Gern zeige ich Ihnen nach der Analyse den Weg zu einer effizienten Sanierung. 
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Erste Hilfe bei geringem Schimmelbefall

Bevor die Sanierung losgeht, können Sie folgende Sofortmaßnahmen ergreifen, um die Belastung durch Schimmelpilze zu reduzieren:
  • Besprühen Sie die befallene Oberfläche mit mind. 80-prozentigem Alkohol
  • Kleben Sie die befallenen Stellen mit PE-Folie und Klebeband luftdicht ab
  • Wischen Sie gründlich und regelmäßig die betroffenen und angrenzenden Räume.
  • Verwenden Sie keinen Essig (Essig neutralisiert alkalische Inhaltsstoffe vieler Bauteile und bringt organische Bestandteile auf die behandelte Fläche).
  • Arbeiten Sie mit einer Staubmaske und öffnen Sie während der Arbeiten und noch einige Zeit danach das Fenster.

Vorgehen bei größerem Schimmelbefall

Grundlegend gilt keine Panik! Da die Feststellung einer Schimmelpilzquelle im Innenraum nicht gleichzusetzen ist mit einer akuten Gesundheitsgefährdung der Raumbenutzer. Das Ausmaß der Gesundheitsgefährdung ist abhängig von der Intensität und Art des Befalls sowie von der Empfindlichkeit der Raumnutzer.

Die fachgerechte Bestandsaufnahme des Schadens wird folgendermaßen durchgeführt:


1. Ortsbegehung

  • Aufnahme des Zustandes des Gebäudes
  • Ortung der Quelle in der Wohnung
  • Erfassen von Hindergrundinformationen

2. Analyse / Messung

  • Analyse der Ablagerungen und Raumluft
  • Raumklimamessung

3. Stellungnahme und Gutachten

  • Auswertung der Erfassungsdaten und der Analysebefunde
  • Bauliche Gegebenheiten
  • Nutzerverhalten
  • Sanierungsempfehlung / Minimierungsmaßnahmen

Erste Schritte zur lokalen Behandlung befallener Stellen:
  • Lose Bestandteile werden entfernt. Bei starkem Befall kann auch eine Entfernung von Tapete oder Putz notwendig werden.
  • Durch einen Wechsel von Lüften und Heizen werden die befallenen Stellen ausgetrocknet.
  • Gegebenenfalls sollte man mit einem Hygrometer Feuchtigkeitswerte kontrollieren.
  • Zum Reinigen durchtränkt man ein Tuch oder eine Bürste mit einem geeigneten Mittel und reibt die entsprechenden Stellen damit kräftig ab. Diese Prozedur muss gegebenenfalls mehrfach wiederholt werden, um den Pilz gründlich "auszuwaschen". Die Reinigung sollte unbedingt bei geöffneten Fenstern erfolgen.
  • Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle und Reinigung der betroffenen Stellen.



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Schimmel vorbeugen - durch richtiges Heizen und Lüften

  • Die Räume müssen ausreichend geheizt werden (ca. 20 °C), da die relative Luftfeuchtigkeit bei gleichem Feuchtegehalt, aber höherer Temperatur niedriger ist.
  • 2-4 mal täglich Stoßlüften, also Fenster für 5-15 Minuten ganz öffnen (je nach Stärke des Durchzugs und dem Unterschied zwischen Innen- und Außenlufttemperatur). Dadurch kann die feuchte Innenraumluft optimal durch Frischluft ausgetauscht werden, die relative Luftfeuchtigkeit sinkt. (Die Kippstellung eines Fensters ist relativ wirkungslos und dauerhaft gekippte Fenster sind Energieverschwendung.)
  • Innentüren zwischen unterschiedlich beheizten Räumen geschlossen halten. Ansonsten wird feuchte Luft in den kühleren Raum transportiert und dort die relative Luftfeuchtigkeit erhöht. Der Temperaturunterschied zwischen offenen Räumen sollte nicht höher als 4 °C betragen.
  • Küchentür beim Kochen geschlossen halten und Wasserdampf möglichst sofort nach draußen leiten oder Dunstabzug einsetzen.
  • Bad nach dem Duschen oder Baden sofort lüften. Während des Duschens die Tür geschlossen halten, damit sich der Wasserdampf nicht in der ganzen Wohnung verteilt.
  • Räume, die zum Trocknen der Wäsche genutzt werden, öfter lüften und die Tür geschlossen halten. Auch nach dem Bügeln lüften.
  • Luftbefeuchter erhöhen die relative Luftfeuchtigkeit und bieten Bakterien und Pilzen ideale Tummelplätze. Prüfen Sie, ob ein Luftbefeuchter sinnvoll ist.
  • Die relative Luftfeuchtigkeit in der Wohnung sollte 60% nicht übersteigen. Zur Messung kann ein normales Luftfeuchtemessgerät (Hygrometer) eingesetzt werden.
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Baubiologische Regeln zur Vermeidung von Schimmelpilz

  • Neubauten nicht mit durchfeuchtetem Mauerwerk beziehen, gegebenenfalls Bautrocknung durchführen lassen. (Bis ein Bau „ausgetrocknet" ist, kann es bis zu zwei Jahre dauern, deshalb sollte in der ersten Zeit häufiger gelüftet und mehr geheizt werden.)
  • Durch offenporige, dampfdiffusionsfähige Oberflächen (z.B. durch spezielle Anstriche der Wände) wird die Wasseraufnahmefähigkeit der Räume erhöht.
  • Verwenden Sie keine Kunststofftapeten oder -farben, da diese dampfsperrend wirken und somit die Raumluftfeuchte erhöhen.
  • Auf kritische Wandbereiche möglichst keine Tapeten kleben, da sie ein Nährboden für Schimmelpilze sind. Wenn Tapeten unumgänglich sind, dünne Papiertapeten ohne Kunststoffzusätze verwenden.
  • Alkalische Dispersionsfarben sind Latexfarben vorziehen, da diese durch den alkalischen pH-Wert wachstumsmindernd wirken und ein für Schimmelpilze schlechteres Nährstoffverhältnis als Latexfarben haben. (Alkalische Caseinfarbe ist keine Alternative, da Casein eine gute Nährstoffquelle für Schimmelpilze ist.)

Klimaanlagen
  • Klimaanlagen müssen regelmäßig gewartet werden, sonst sind sie eine Quelle erhöhter Raumluftbelastung.
  • Schimmelpilzallergiker sollten längere Aufenthalte in klimatisierten Räumen meiden.
  • Gegebenenfalls Luftreiniger einsetzen, der Allergene aus der Raumluft filtert.

Möblierung
Große Schränke nicht zu dicht an Wände rücken (Mindestabstand 2-5 cm). Bei Außenwänden, vor allem wenn diese nördlich liegen oder schlecht wärmegedämmt sind, ist ein noch größerer Abstand ratsam.




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Unsachgemäße Isolierung kann zu Feuchteschäden und Schimmel führen.

Weitere Hinweise
  • Biomüll ist ein beliebter Tummelplatz für Schimmelpilze. Nie in der Wohnung lagern.
  • Verschimmelte Blumenerde austauschen. Blumenerde nicht zu feucht halten.
  • Bei akuter Schimmelpilzallergie Gartenarbeit (Rasen mähen, Laub rechen) und insbesondere Komposthaufen meiden.
  • Keine Lebensmittel im Schlafzimmer aufbewahren.
  • Kein Brennholz im Wohnbereich lagern.
  • Nach Wasserschaden, Überschwemmung etc. darauf achten, dass bei der Schadenbeseitigung eine ausreichende Trocknung erfolgt


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Gutachten für den Streitfall

Schimmelpilzbefall ist in zunehmendem Maße Streitgegenstand zwischen Mietern und Vermietern.

Voraussetzung für die sichere rechtliche Bewertung der Schuldfrage ist aber gerade eine zuverlässige Beurteilung der technischen und bauphysikalischen Faktoren.

Folgende Einflussfaktoren werden bei der Begutachtung untersucht:

  • Heiz- und Lüftungsverhalten der Bewohner
  • Funktionsfähigkeit der Gebäudetechnik
  • Wärmeschutz und Wärmebrücken
  • Luftdichtheit der Gebäudehülle
  • raumklimatische Veränderung (infolge Sanierung)
  • schadensbedingte Feuchtigkeitseinbrüche